Press Release: Weiterer Angriff auf die Rauschklausel – VG Braunschweig entscheidet über zwei Klagen gegen die Bundesrepublik Deutschland!

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Pressemitteilung / Press Release KFN+ Law Office

Paderborn, 18/02/2025

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Betreff: Weiterer Angriff auf die Rauschklausel – VG Braunschweig entscheidet über zwei Klagen gegen die Bundesrepublik Deutschland!

 

Im Gegensatz zu Deutschland, sind in Luxemburg, Österreich und Belgien unverarbeitete Nutzhanfprodukte wie CBD-Blüten und Hanfblättertee frei verkehrsfähig.

 

Auch deutsche Händler können sich deshalb auf den Grundsatz des freien Warenverkehrs gemäß Art. 34 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) berufen, wenn sie CBD-Blüten oder Hanfblättertee aus diesen Ländern in den Verkehr bringen wollen. Um der Geltung des Europarechts seine volle Wirksamkeit zu verleihen, haben die Mitgliedstaaten gemäß einer entsprechenden EU-Verordnung Verfahren eingeführt, um die Verkehrsfähigkeit von Produkten, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat frei handelbar sind, schnell und unbürokratisch feststellen zu lassen. Hochpreisige CBD-Blüten in Kleinstverkaufsmengen sind pflanzliche Raucherzeugnisse, die nach der Tabakproduktrichtlinie zu regulieren sind, wie auch in Belgien und Luxemburg geschehen. Hierfür bieten § 40 Tabakerzeugnisgesetz und § 54 LFGB die Möglichkeit, beim BVL einen Antrag auf Erlass einer Allgemeinverfügung zu stellen, mit der festgestellt wird, dass diese Produkte auch in Deutschland verkehrsfähig sind.

 

Diese Anträge haben wir am 26.3.2021 und 22.4.2021 beim zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für zwei Mandanten eingereicht.  Nachdem diese Anträge vom BVL im Sommer 2021 abgelehnt wurden, haben wir in beiden Verfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das BVL, eine Verpflichtungsklage erhoben.

 

Nunmehr steht die Entscheidung in der Hauptsache an, das Verwaltungsgericht Braunschweig hat sowohl im Fall der Einfuhr von CBD-Blüten aus Belgien als auch beim Hanfblättertee aus Österreich Termin zur mündlichen Verhandlung am 13.3.2025 anberaumt.

 

Nachdem das Nutzhanfliberalisierungsvorhaben (NLV) des Bundeslandwirtschaftsministeriums durch den Bruch der Ampel-Koalition nicht mehr im Bundestag verabschiedet werden konnte, bleibt der Rechtsweg zu den Gerichten die einzige Möglichkeit, den Hanfsektor weiter zu liberalisieren. Wie im Fall der Steuerbanderolen vor dem Finanzgericht Düsseldorf, das im November einen Missbrauch zu Rauschzwecken bei Nutzhanfzigaretten ausschließen konnte, steht auch in den Verfahren am 13.3.2025 vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig wieder die Frage des angeblichen Missbrauchs von Nutzhanf zur Entscheidung an.

 

Nach Einführung des KCanG, dem Bemühen der Bundesregierung um eine Liberalisierung des Hanfsektors mit dem NLV, den Empfehlungen des 54. Sachverständigenausschusses und zahlreichen weiteren Entscheidungen von Gerichten und Staatsanwaltschaften, die einen Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen haben, bleibt eigentlich keine andere Möglichkeit für das Verwaltungsgericht Braunschweig, als für die begehrte Klarstellung zu sorgen.

 

Eine dringend gebotene Entwicklung, um eine einheitliche Praxis im Umgang mit Nutzhanf in Deutschland zu gewährleisten und dem Nutzhanf endlich mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten!

 

English Version:

 

Subject: Further attack on the intoxication clause – the Administrative Court of Braunschweig will decide on two lawsuits against the Federal Republic of Germany!

 

In contrast to Germany, unprocessed industrial hemp products such as CBD flowers and hemp leaf tea can be freely marketed in Luxembourg, Austria and Belgium.

 

German traders can therefore also invoke the principle of the free movement of goods in accordance with Article 34 of the Treaty on the Functioning of the European Union (TFEU) if they wish to market CBD flowers or hemp leaf tea from these countries. In order to give full effect to European law, the Member States have introduced procedures, in accordance with a corresponding EU regulation, to quickly and unbureaucratically determine the marketability of products that are freely marketable in another EU Member State. High-priced CBD flowers in retail packs are herbal smoking products that are to be regulated under the EU Tobacco Products Directive, as has been done in Belgium and Luxembourg. For this purpose, Section 40 of the German Tobacco Products Act and Section 54 of the German Food and Feed Code offer the possibility of filing an application with the BVL for a general ruling stating that these products are also marketable in Germany.

 

We submitted these applications to the Federal Office of Consumer Protection and Food Safety (BVL) on behalf of two clients on March 26, 2021 and April 22, 2021. After these applications were rejected by the BVL in the summer of 2021, we filed an action for an injunction against the Federal Republic of Germany, represented by the BVL, in both proceedings.

 

The decision in the main action is now pending; the Braunschweig Administrative Court has scheduled the date for oral proceedings for both the case of importing CBD flowers from Belgium and the case of hemp leaf tea from Austria for March 13, 2025.

 

After the Federal Ministry of Agriculture’s commercial hemp liberalization proposal (NLV) could no longer be passed in the Bundestag due to the break-up of the traffic light coalition, legal action in the courts remains the only way to further liberalize the hemp sector. As in the case of the tax stamps before the Fiscal Court of Düsseldorf, which was able to rule out abuse for intoxication purposes in the case of commercial hemp cigarettes in November, the question of the alleged abuse of commercial hemp is again on the agenda for the proceedings at the Administrative Court of Braunschweig on March 13, 2025.

 

After the introduction of the KCanG, the efforts of the federal government to liberalize the hemp sector through the NLV, the recommendations of the 54th committee of experts and numerous other decisions by courts and public prosecutors that have ruled out abuse for intoxication purposes, there is actually no other option for the Braunschweig Administrative Court than to provide the clarification sought.

 

This is an urgently needed development to ensure a uniform practice in the handling of industrial hemp in Germany and to finally provide industrial hemp with more opportunities for development!