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Pressemitteilung: Verwaltungsgericht Düsseldorf stellt aufschiebende Wirkung einer Klage gegen das Vertriebsverbot eines kosmetischen Mundpflegesprays wieder her
Die MH medical GmbH aus Düsseldorf ist auf die Herstellung, Produktion und weltweite Vermarktung von Cannabinoiden, vor allem von CBD, spezialisiert. Sie vertreibt unter anderem die Produkte “Phytalize CBD 5% Mundpflegespray“ und „Phytalize CBD 10% Mundpflegespray“. Die Produkte sind ausdrücklich als Kosmetika gekennzeichnet, der erforderliche Sicherheitsbericht liegt vor und sie sind ordnungsgemäß im CPNP der EU notifiziert. Auf dem Etikett ist der Hinweis angebracht, dass das Öl im Mundraum verteilt und nach dreißig Sekunden wieder ausgespuckt werden soll. Kosmetische Studien belegen einen antibakteriellen Effekt von CBD-Ölen im Mundraum.
Die Stadt Düsseldorf hat die Untersagung des Vertriebs dieser Produkte unter Berufung auf die geltende Allgemeinverfügung aus dem Jahre 2020 gestützt. Danach sind Produkte mit Hanfextrakten und einem angereicherten CBD-Gehalt neuartige Lebensmittel, die der Novel-Food-Verordnung unterfallen und eine Zulassung der EU-Kommission bedürfen.
Das streitgegenständliche Produkt sei zwar als Kosmetikum gekennzeichnet, aber tatsächlich ein Lebensmittel, das der genannten Allgemeinverfügung unterfalle. Denn der Verbraucher erwarte mittlerweile bei CBD-Ölen ein Lebensmittel, das über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden soll. CBD-Öle seien mittlerweile „Life-Style“ Produkte, die von Verbrauchern erworben werden, um verschiedene physiologische Effekte im Körper zu bewirken.
Die MH medical hemp GmbH hat gegen diese Untersagungsverfügung über die Anwaltskanzlei KFN+ am 6. März Anfechtungsklage beim zuständigen Verwaltungsgericht Düsseldorf erhoben, sowie einen Eilantrag zur Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der Klage eingereicht (AZ: 16 L 771/23).
Begründet wurden beide Rechtsmittel unter Verweis auf einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Hamburg (Beschluss vom 16.3.2022, 9 E 353/22), mittlerweile in zweiter Instanz bestätigt vom hamburgischen Oberverwaltungsgericht. Bei der Anwendung im Mundraum liege schon keine Aufnahme im Sinne der europäischen Lebensmittelverordnung vor, da eine solche Aufnahme immer über den Magen-Darm-Trakt erfolgen muss. Das Produkt kann damit schon kein Lebensmittel sein. Außerdem bestehe gerade keine Verbrauchererwartung im Hinblick auf eine Aufnahme durch den Magen-Darm-Trakt, da nicht zu erwarten ist, dass die Verbraucher sich über die gegebenen Anwendungshinweise hinwegsetzen.
Dieser Argumentation hat sich das Verwaltungsgericht Düsseldorf nach summarischer Prüfung im Eilverfahren angeschlossen. Die Produkte können nun bis zur Entscheidung in der Hauptsache weitervertrieben werden.
Der Beschluss, neben den Entscheidungen aus Hamburg, stellen einen wichtigen Meilenstein für den derzeitigen CBD-Markt in Deutschland dar. Denn zumindest in Hamburg und Düsseldorf ist ein Vertrieb nunmehr weiterhin möglich. Gegenteilige Entscheidungen aus Berlin und Süddeutschland vereinfachen dabei die Rechtslage nicht wirklich. Es bleibt zu hoffen, dass sich weitere Aufsichtsbehörden der überzeugenden Argumentation aus Hamburg und Düsseldorf anschließen werden.
Von einer Untersagungsverfügung betroffene Unternehmen sollten unbedingt ebenfalls Rechtsmittel einlegen, da mit nunmehr zwei überzeugenden Gerichtsentscheidungen gute Aussichten auf einen Weitervertrieb der Produkte nach Einlegung der entsprechenden Rechtsmittel bestehen.
English Version:
Press release: Düsseldorf Administrative Court lifts the ban on the sale of a cosmetic oral care spray
MH medical GmbH from Düsseldorf specializes in the manufacture, production and worldwide marketing of cannabinoids, especially CBD. Among others, it distributes the products „Phytalize CBD 5% Oral Care Spray“ and „Phytalize CBD 10% Oral Care Spray“. The products are explicitly labeled as cosmetics, the required safety report is available and they are duly notified in the CPNP of the EU. The label states that the oil should be spread in the mouth and spit out after thirty seconds. Cosmetic studies prove an antibacterial effect of CBD oils in the oral cavity.
The city of Düsseldorf has based the prohibition of the distribution of these products on the applicable general decree from 2020. According to this, products with hemp extracts and an enriched CBD content are novel foods that are subject to the Novel Food Regulation and require approval by the EU Commission.
Although the product in dispute was labeled as a cosmetic, it was in fact a foodstuff subject to the aforementioned general ruling, according to the authority. This is because consumers now expect CBD oils to be a foodstuff that is to be absorbed via the gastrointestinal tract. CBD oils are now „life-style“ products purchased by consumers to cause various physiological effects in the body.
On March 6, MH medical hemp GmbH filed an action for annulment against this prohibition order with the competent administrative court in Düsseldorf via the law firm KFN+, and also filed an urgent motion to restore the suspensive effect of the action (AZ: 16 L 771/23).
Both appeals were justified with reference to a decision of the Hamburg Administrative Court (decision of 16.3.2022, 9 E 353/22), meanwhile confirmed in the second instance by the Hamburg Higher Administrative Court. In the case of application in the oral cavity, there is already no intake in the sense of the European Food Regulation, since such an intake must always occur via the gastrointestinal tract. The product cannot therefore be a foodstuff. In addition, there is no consumer expectation with regard to absorption through the gastrointestinal tract, since it is not to be expected that consumers will disregard the instructions for use given.
The Düsseldorf Administrative Court agreed with this argumentation after a summary review in the preliminary proceedings. The products can now continue to be sold until the decision in the main case.
The decision, along with the decisions from Hamburg, represent an important milestone for the current CBD market in Germany. At least in Hamburg and Düsseldorf, distribution is now still possible. Opposing decisions from Berlin and southern Germany do not really simplify the legal situation. It remains to be hoped that other regulatory authorities will follow the convincing argumentation from Hamburg and Düsseldorf.
Companies affected by a prohibition order should also file an appeal, since with two convincing court decisions now in place, there is a good chance that the products will continue to be sold after the relevant appeals have been filed.
KFN+ Law Office